Mobiles Innendach regelt automatisch Temperatur und Licht
Die Kombination von ETFE-Folie und Glas hat mehrere Vorteile: Zum einen kann die Luft in der Zwischenschicht der Glas-Folie zirkulieren, sodass das System ideal mit der Gebäudeabluft verschaltet werden kann – beispielsweise im Winter durch Abtauen von Schnee- oder Eislasten oder zur Wärmedämmung. Zum anderen ermöglicht das flexible Innendach eine bedarfsgerechte Regelung des Innenraums, je nach Sonneneinstrahlung, Temperatur und Lichtmenge. Um dies zu gewährleisten, entwickeln die Forscherinnen und Forscher eine gebäude- und netzbedarfsangepasste Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, die in das System integriert ist. Mit einer cloudbasierten Lösung bereiten sie die Digitalisierung vor. Die Projektpartner erstellen einen Prototyp, den sie unter realen Einsatzbedingungen testen. In repräsentativem Umfeld: Im Dachgewächshaus „Altmarktgarten Oberhausen“ wollen sie das Glas-Folien-Dach auf einer geplanten Dachfläche von 160 m2 im Ganzjahresbetrieb untersuchen. Der 2019 in Betrieb gegangene „Altmarktgarten Oberhausen“ ist ein gebäudeintegriertes Dach gewächshaus mit eigenem Forschungs- und Entwicklungsbereich. Er ist ein Leuchtturmprojekt des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ und erreicht dadurch eine hohe Aufmerksamkeit. In den Seminarräumen des Altmarktgartens wollen die Projektpartner das Vorhaben branchenübergreifend vorstellen und so die wirtschaftliche Verwertung vorbereiten. Dabei adressieren sie insbesondere den expandierenden Markt von im urbanen Raum angesiedelten Produktionssystemen.
Drei Viertel weniger Gewicht
Das Projektteam hat errechnet, dass das lichtdurchlässige Dachsystem aus Glas und Folie 75 Prozent weniger wiegen wird als konventionelle Glasdacheindeckungen mit dreifachverglastem Isolierglas. Daraus ergibt sich pro Quadratmeter Fläche für das Leichtbausystem Light-Light-Roof eine CO2 -Einsparung von 21.700 kg. Im Pflanzenhandel und -verbrauch prognostizieren die Projekt partner damit in zehn Jahren eine CO2-Reduktion von über 1,4 Millionen Tonnen. Hinzu kommen weitere, derzeit noch nicht quantifizierbare Einsparungen in der Gebäudekonstruktion: So könnten Architekten zum Beispiel schlankere und leichtere Gebäude entwerfen, da das Tragwerk deutlich weniger Last und Schnee stemmen muss. Neben dem Pflanzenhandel ist Light-Light-Roof auch für andere Märkte interessant, etwa für den Bau von Einkaufspassagen, Bahnhöfen, Freizeitbädern, Hotels oder Gebäudefassaden.
Projektpartner:
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheitsund Energietechnik UMSICHT
Wolfgang Block Industrie- und Gartenbau
GmbH & Co. KG